Contracting

Beim Contracting erbringt ein externer Energiedienstleister (Contractor) ein modulares Maßnahmenpaket und gibt Garantien für die Kosten und Ergebnisse. Dieses innovative Geschäftsmodell ermöglicht Unternehmen, Kommunen und Privathaushalten energetische Modernisierungen von einem professionellen Anbieter durchführen zu lassen, ohne eigene Kapitalinvestitionen zu tätigen. Üblicherweise werden an Hand der inkludierten Dienstleistungen vier Contracting-Arten unterschieden, welche im Jahr 2022 in Deutschland insgesamt einen Umsatz von 9,9 Mrd. Euro bewirkten.

Beratungsgespräch mit drei Personen Quelle: © Fotolia.com/Jeanette Dietl

Was versteht man unter Contracting?

Contracting“ oder „Energie-Contracting“ ist eine umfassende Dienstleistung, mit der die Energie- und Kosteneffizienz von Gebäuden oder Produktionsbetrieben langfristig verbessert wird. Dabei erbringt ein Generalunternehmer (Contractor) ein modulares Maßnahmenpaket aus den Komponenten Planung, Bau, Betrieb und Instandsetzung, Optimierung, Brennstoffbeschaffung, (Co-)Finanzierung und/oder Nutzermotivation, übernimmt technische und wirtschaftliche Risiken und gibt Garantien für die Kosten und Ergebnisse über die gesamte Vertragslaufzeit.

Charakteristische Merkmale des Contractings in Abgrenzung zu anderen Energiedienstleistungen sind die Übernahme von Garantieleistungen über eine längere Vertragslaufzeit und das Tätigen von Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen auf eigenes Risiko durch den Contractor.

Üblicherweise unterscheidet man die folgenden Contracting-Modelle:

Energiespar-Contracting

Der Contractor übernimmt die Finanzierung, Planung, Umsetzung und Betreuung von Energiesparmaßnahmen. Vertragsgegenstand ist eine durch den Contractor garantierte Energiekosteneinsparung für den Contracting-Nehmer. Der Contractor führt daher Energiesparmaßnahmen durch, die sich insgesamt auf die Reduzierung des Energiebedarfs beziehen, also auf Energiebereitstellung (z. B. Optimierung der Heizungsanlage) und Energieverbrauch (z. B. Installation energieeffizienter Anlagen, Optimierung der Wärmeverteilung etc.). Die gesparten Energiekosten erhält der Contractor anteilig als Vergütung.

Energieliefer-Contracting

Der Contractor plant, baut, finanziert und unterhält eine Anlage zur Bereitstellung von Energie. Der Contracting-Nehmer bezieht die Energie (dies kann sich prinzipiell auf alle Energieformen beziehen) zu festgelegten Konditionen. Vertragsgegenstand ist die Lieferung von Energie

Die Effizienzmaßnahmen des Contractors richten sich daher vor allem auf die Optimierung der Energieerzeugungs-Anlage selbst (z. B. Optimierung der Heizungsanlage, Erzeugung von Strom aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlage).

Betriebsführungs-Contracting

Dieses unterscheidet sich vom Energieliefer-Contracting dadurch, dass der Contractor eine vorhandene Anlage übernimmt und optimiert.

Finanzierungs-Contracting

Der Contractor plant, finanziert und errichtet eine abgegrenzte technische Einrichtung oder Anlage, die dem Contracting-Nehmer, der die Anlage dann betreibt, einen sicheren, wirtschaftlichen und umweltschonenden Betrieb ermöglicht. Über die Vertragslaufzeit erfolgt die Tilgung der Anlagenkosten.

Marktentwicklung

Contracting ist das deutlich größte Segment des Energiedienstleistungsmarkts in Deutschland. Grund dafür ist der dominante Anteil an Energieliefer-Contracting-Projekten, die hohe Umsätze durch den Energieeinkauf erzielen. Das Marktvolumen beträgt der aktuellen Markterhebung der BfEE zufolge schätzungsweise 9,9 Mrd. Euro und bildet ca. 76 % des Umsatzes des gesamten Energiedienstleistungsmarkts. Grund dafür ist der dominante Anteil an Energieliefer-Contracting-Projekte, die hohe Umsätze durch den Energieeinkauf erzielen.

Insgesamt konnte 2023 eine Grundgesamtheit von rund 440 Contracting-Anbietern ermittelt werden. Zu diesem heterogenen Markt gehören ein Viertel große bis sehr große Unternehmen, mit einem Jahresumsatz von über 50 Mllionen Euro, und ein Drittel Kleinstunternehmer, mit einem Jahresumsatz von unter 2 Millionen Euro Die Umsatzanteile, die alle Unternehmen mit Energie-Contracting erwirtschaften, liegt durchschnittlich bei 23%. Insgesamt stagniert das Marktvolumen auf einem ähnlichem Niveau wie 2021.

Contracting wird vornehmlich von EVU (Stadtwerke und sonstige Energieversorger, 42% der Anbietenden) und Unternehmen, die sich als Contractoren bezeichnen (32%) angeboten. Wie auch in den letzten Jahren besteht der Markt für Contracting zum deutlich überwiegenden Teil aus Energieliefer-Contracting, daneben sind Energiespar-Contracting sowie Pacht- oder Betriebsführungs-Contracting weitere wichtige Contractingarten. Die stärkste Marktdurchdringung von Contracting ist in der energieintensiven Industrie und bei Gesundheit und Pflege zu finden. Auch die Immobilienbranche stellt eine wachsende Nachfragegruppe dar. Für die Anbieter sind im Gegensatz dazu die wichtigsten Kundengruppen die Immobilienwirtschaft, die Öffentliche Hand sowie Privathaushalte, welche die Segmente mit dem größten Energieabsatz darstellen.

Die Hauptmotivation für die Nutzung von Contracting ist Kontrolle über die Energiekosten zu gewinnen und den Energieverbrauch zu senken. Als Haupthemmnisse sind schnelle Veränderungen bei den energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Gründe, wie Energiepreise oder Unsicherheiten bei der Investition, zu nennen. Mangelnde Qualität oder zu hoher Wettbewerb wird dagegen von den meisten Anbietern nicht als wichtiges Hemmnis für Contracting wahrgenommen.

Auch in der Öffentlichen Hand ist der Hauptgrund für die Inanspruchnahme von Energie-Contracting die Senkung des Energieverbrauchs. Weitere wichtige Gründe sind in diesem Segment auch strategische Entscheidungen sowie die Nutzung der besonderen Expertise von externen Dienstleistern. Im Vergleich zu den Unternehmen wird im öffentlichen Sektor das Energiespar-Contracting  häufiger in Anspruch genommen.

Förderungen und weitere Informationen

In dem Programm „Bundesförderung für Energieberatung für Nichtwohngebäude, Anlagen und Systeme“ wird seit 2021 im Rahmen des Moduls 3 eine „Contracting-Orientierungsberatung“ gefördert. Darüber hinaus sind Anbieter von Contracting(„Contractoren“) in der Mehrheit der Förderprogramme des Bundes antragsberechtigt. Weitere Informationen zu Förderprogrammen finden Sie auf der Seite „Förderungen“.

Auf der Unterseite „Musterverträge“ bieten wir auf unserer Internetseite Musterverträge und Arbeitshilfen zum Energie-Contracting an. Suchen Sie Anbieter für Contracting, kann Ihnen die BfEE-Anbieterliste oder die Internetseite von vedec weiterhelfen.

Weiterführende Informationen zum Thema Contracting finden Sie unter den unten aufgelisteten Links. Außerdem finden Sie unten eine Auflistung von Datenbanken mit Best-Practice-Beispielen von Contracting-Projekten.

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